TX by Klaus Schäfer
Autor:Klaus Schäfer
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2015-02-15T00:00:00+00:00
Die Warteliste
Am Montag ging ich erst zu Dr. Weis und informierte ihn über die Situation. Ich sagte ihm ganz klar, dass ich nur noch wenige Jahre hier arbeiten kann, vielleicht auch nur noch wenige Monate. Ich habe nun einen Termin bei Dr. Jahn, um mich wegen einer LTX vorzustellen. Dr. Weis zeigte sich sehr erschrocken über diese Nachricht, denn er hatte meine Fähigkeiten kennen und schätzen gelernt. Er war jedoch sehr dankbar, dass ich ihn informiert hatte und wünschte mir alles Gute.
Dr. Arnd hatte bereits mit Dr. Jahn telefoniert. Entsprechend war dieser informiert. Ich konnte ihm nichts verheimlichen. Dr. Jahn fragte mich ganz direkt: âWollen Sie weiterleben?â
âDas will ich um jeden Preisâ, sicherte ich ihm zu.
âWas Sie vorletzten Sonntag gebracht haben, spricht jedoch eine andere Spracheâ, setzte Dr. Jahn dagegen.
âIn der Zwischenzeit wurde mir klar, was Leben heiÃt, und dieses Leben will ich lebenâ, betonte ich.
âUnd was heiÃt nun für Sie LEBENâ, wollte Dr. Jahn wissen.
âFür mich heiÃt das, mehr Zeit mit Familie und Freunden, mit Menschen, die mir gut tun, und vor allem mehr Lachenâ, antwortete ich ihm.
âDa scheint wirklich eine Wandlung stattgefunden zu habenâ, stellte Dr. Jahn fest. âDann schauen wir mal, wie weit diese Wandlung trägt. - Mit Ihrem Zustand können Sie nun auf die Warteliste für eine LTX aufgenommen werden. Wollen Sie auf diese Warteliste?â
âJa, ich will auf diese Warteliste!â, antwortete ich ihm.
âSie wissen, dass Sie damit rund um die Uhr für uns erreichbar sein müssen, falls für Sie ein passendes Organ zur Verfügung steht?â, fragte Dr. Jahn.
âJa, das weià ichâ, antwortete ich ihm.
âUnd dass Sie sich jedes Mal bei uns abmelden müssen, wenn Sie für mehrere Tage weiter weg fahren, als dass Sie nicht binnen drei Stunden nach erfolgtem Anruf hier bei uns im TXZ sein können?â, fragte Dr. Jahn weiter.
âJa, das weià ichâ, antwortete ich.
âUnd Sie wissen, dass Sie für dieses Organ im Durchschnitt ein knappes Jahr21 warten müssen?â, fragte Dr. Jahn.
âDas weià ich jetztâ, gab ich zur Antwort.
âUnd Sie wissen, dass der Spender eines Organs erstmal sterben muss, bevor Sie die von ihm benötigte Leber erhalten?â, Dr. Jahn.
âDer Spender muss am Hirntod sterben und er oder seine Hinterbliebenen der Organspende zustimmenâ, präzisierte ich.
âSehr gutâ, lobte mich Dr. Jahn, âHaben Sie das schon mal in Ihrem Bekanntenkreis miterlebt?â
âJa, mein Fachgruppenleiter starb 2006 am Hirntod und hatte mit seinem Organspendeausweis der Organspende zugestimmtâ, erklärte ich.
âDann verstehe ich, dass Sie es so genau wissen. Die meisten Menschen wissen nur allgemein vom Tod und vielleicht noch von der Zustimmung zur Organspendeâ, sagte Dr. Jahn und führte dann weiter aus: âGut, dann will ich Ihnen noch einige Informationen mitgeben, damit Sie wissen, auf was Sie sich einlassen: Durch den Organmangel warten Sie auf eine passende Leber durchschnittlich ein knappes Jahr. Der MELD-Score (MELD = Model for Endstage Liver Disease) ist ein objektives Maà für die Dringlichkeit einer Transplantation. Der MELD-Score drückt aus, wie groà die Mortalität in den nächsten 3 Monaten ist, also die Sterberate. Ein MELD-Score von 10 bedeutet, dass der Patient mit einer Wahrscheinlichkeit von 2%
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